Gostenhof Wortbedeutung?

In der Hiltpoltsteiner Gegend bin ich jetzt zum zweiten Mal darauf gestoßen, dass ein Verstorbener vom Gostenhof nach dem Friedhof gebracht wurde. Dass die Personen aus dem Nürnberger Stadtteil Gostenhof ohne weiteren Anlass (der im Sterbeeintrag sicher erwähnt worden wäre) in die Fränkische Schweiz gebracht wurden, scheint mir sehr unwahrscheinlich.
(Eintrag 38, Georg Wölfel)
Weiß jemand, was ein "Gostenhof" gewesen sein könnte?
 
Hier heisst es "vom hiesigen Gostenhof". Spricht was dagegen, dass es einfach ein so nach dem aktuellen oder früheren Besitzer benannter Hof war?
 
Hallo "Hildefi",

ich lese Bauer Leonhard Wölfel aus Oberndorf.... wie kommst du auf Gostenhof? oder sehe ich da was falsch? ;)
das würde auch die Nähe zu Hiltpoltstein erklären. Dieses Oberndorf liegt hinter Hüttenbach bei Simmelsdorf.

Entschuldige, die Zeile darunter lese ich etwas von ...aus Lauf? Hier im Umkreis kenne ich aber kein Gostenhof. Ist nur alles etwas schlecht zu lesen.

Viele Grüße
Edith
 
(Zeichen für Freitag) den 29. Maii wurde der Georg
Wölfel des Ers. u. Arb. Leonh.
Wölfel, Bauern in Oberndorf,
Bauern ehe[liches] Söhn[lein] vom Gosten-
hof hier aus nach Capel besungen u. begraben.
Aet. 1/2 Jahr u. 2 Tag
 
Wikipedia
"Die älteste Pfarrkirche befand sich im zehn Kilometer entfernt gelegenen Rüsselbach. Im Jahre 1414 wurde im heutigen Ortsteil Kappel, damals ein eigenständiger Ort, die seit dem 12. Jahrhundert bestehende Kapelle Sankt Agatha zur Pfarrkirche erhoben, um neben den Bewohnern von Kappel auch denen der Gemeinden Hiltpoltstein, Großenohe, Wölfersdorf, Görbitz, Lilling und Kemmathen einen weniger beschwerlichen Kirchgang zu ermöglichen.[33] ] Ab diesem Zeitpunkt hatte sie das Parochialrecht über Taufen und Begräbnisse der genannten Orte"

"Vor seiner Konversion war er Mönch und Prediger im Augustinerkloster Nürnberg, anschließend bis 1527 Pfarrer in Gründlach. Die alte Kappeler Kapelle Sankt Agatha war damals bereits verschlossen, da der Ort zur Fraiß des Burggrafen vom Rothenberg gehörte und eine Enklave im reformierten nürnbergischen Gebiet darstellte. Der letzte katholische Pfarrer verließ Kappel im Jahre 1535 und die Kirche verfiel, bis im 19. Jahrhundert die letzten Mauerreste abgerissen wurden. Durch die hinzu gekommene Bevölkerung aus Kappel bot die Hiltpoltsteiner Kapelle für die lutherische Gemeinde nun zu wenig Platz, Abhilfe wurde erst mit dem ortstreuen Neubau zu Beginn des 17. Jahrhunderts geschaffen"

Ich vermute, daß der Gostenhof in der Nähe der Kirche im Markt Hilpoltstein lag und die Trauergemeinde von dort aus zum Friedhof nach Kappel (Capel) ging. Ob es sich dabei um einen Hof oder Gasthof gehandelt hat (wo sich die Trauergemeinde gesammelt hat), bleibt dahingestellt. Da wäre ein Ortschronist gefragt.
 
Da wäre ein Ortschronist gefragt.

Der Fränkische-Schweiz-Verein ist in Hiltpoltstein sehr aktiv (u.a. Erstellung einer Häuser- und Ortschronik).

Die Kirchengeschichte wird sicher ausführlich in den vier in Bavarikon eingestellten Pfarrbeschreibungen (1833, 1843, 1864 und 1912) verhandelt. Vielleicht findet sich in diesen auch eine Erwähnung der Begräbnisgebräuche. Ganz auf die Schnelle ist in der Beschreibung von 1833 auf Seite 4 eine Erwähnung von Oberndorf sowie, analog zu den Zitaten von kari, ein Abschnitt bezüglich der Vorgeschichte von St. Matthäus in Hiltpoltstein zu finden:

"Diese Kirche war also ehehin zu Kappel, allein seit 1627 ist diese Kirche zu St. Agatha genannt (vermutlich im dreißigjährigen Kriege) zerstört und in einen Schuthaufen verwandelt worden. Der Kirchhof aber blieb noch daselbst. Man hielte also jetzt den Gottesdienst in der hiesigen Schloßkirche zu Hiltpoltstein. Da aber diese für die hiesige Pfarrgemeinde zu klein war, so wurde im Jahre Christi 1754 nun eine Kirche bis auf den Chor __ (?) Kirchthurm gebaut und zur Ehre des Evangelisten St. Matthäi eingeweiht."
 
Der Fränkische-Schweiz-Verein ist in Hiltpoltstein sehr aktiv (u.a. Erstellung einer Häuser- und Ortschronik).

Die Kirchengeschichte wird sicher ausführlich in den vier in Bavarikon eingestellten Pfarrbeschreibungen (1833, 1843, 1864 und 1912) verhandelt. Vielleicht findet sich in diesen auch eine Erwähnung der Begräbnisgebräuche. Ganz auf die Schnelle ist in der Beschreibung von 1833 auf Seite 4 eine Erwähnung von Oberndorf sowie, analog zu den Zitaten von kari, ein Abschnitt bezüglich der Vorgeschichte von St. Matthäus in Hiltpoltstein zu finden:

"Diese Kirche war also ehehin zu Kappel, allein seit 1627 ist diese Kirche zu St. Agatha genannt (vermutlich im dreißigjährigen Kriege) zerstört und in einen Schuthaufen verwandelt worden. Der Kirchhof aber blieb noch daselbst. Man hielte also jetzt den Gottesdienst in der hiesigen Schloßkirche zu Hiltpoltstein. Da aber diese für die hiesige Pfarrgemeinde zu klein war, so wurde im Jahre Christi 1754 nun eine Kirche bis auf den Chor __ (?) Kirchthurm gebaut und zur Ehre des Evangelisten St. Matthäi eingeweiht."
Der Brauch war nach meinen Recherchen im 18. Jhdt in den umliegenden Dörfern, dass die Verstorbenen "nach Capel besungen und begraben" wurden. Arme Leute (also die meisten) von zu Hause aus, wohlhabendere Leute erhielten vorher noch eine Leichenpredigt in der Pfarrkirche.
 
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