Namenszusatz "med" und "Bußtag"

Guten Tag,

ich habe hinter dem Namen Hanß Hüther den Zusatz med. gefunden. Bedeutet diese Abkürzung, daß es sich um eine Arzt handelt?
Was ist im Eintrag mit dem großen Bußtag gemeint? Der Buß- und Bettag ist doch m. E. im November.

Viele Grüße, Sylke
 
Guten Tag,

ich habe hinter dem Namen Hanß Hüther den Zusatz med. gefunden. Bedeutet diese Abkürzung, daß es sich um eine Arzt handelt?

Nein.

Den Namens Hanß Hüther hat es hier zeitgleich mehrfach gegeben und um hier deutlich zu machen, um welchen davon es sich handelt, wurde die Abkürzung

med. = Latein: medius = der Mittlere

hinzugefügt.

BG
 
Was ist im Eintrag mit dem großen Bußtag gemeint? Der Buß- und Bettag ist doch m. E. im November.
Seit dem Ende des 19. Jahrhunderts ist der Buß- und Bettag festgelegt auf den Mittwoch vor dem Totensonntag, also Mitte/Ende November.

In füheren Zeiten konnten Bußtage aus aktuellem Anlaß auch an anderen Tagen angesetzt werden. Es wäre zu eruieren, ob dies 1721 in der betreffenden Gegend der Fall war.
 
Laut diesem Kalender war der Totensonntag am 23.11.1721.
Dann wäre der Mittwoch davor der 19.11.1721 gewesen.

Das Kind wäre demnach am 19.11.1721 geboren und am 5.Dez.1721 getauft.

Das evangelische Kirchenjahr 1720/1721 – Stilkunst.de
Äh nein. Siehe den Link von Vera:

"In den verschiedenen Territorien Deutschlands gab es unterschiedliche Termine für Buß- und Bettage. So konnte man 1878 in 28 deutschen Ländern insgesamt 47 Bußtage an 24 unterschiedlichen Tagen zählen. Ein einheitlicher Buß- und Bettag am Mittwoch vor dem letzten Sonntag im Kirchenjahr wurde 1852 und 1878 von der Eisenacher Konferenz evangelischer Kirchenleitungen vorgeschlagen."

Im frühen 18. Jahrhundert war das sicher auch sehr unterschiedlich.
 
Den Totensonntag gibt es erst seit 1816 durch Verordnung des preußischen Königs. Siehe dazu ausführlich bei Wikipedia.
Der Stilkunstkalender zählt in diesem Fall nicht richtig. Richtig ist bis 1815 das die Trinitatissonntage bis zum 1. Advent durchgezählt wurden.
So gibt es in älteren Kirchenbücher als Datum genau diese heute nicht mehr gebräuchliche Zählweise.
 
Das Kind wäre demnach am 19.11.1721 geboren und am 5.Dez.1721 getauft.

Das evangelische Kirchenjahr 1720/1721 – Stilkunst.de

Das ist leider nicht richtig. :(
1. enthält der u.a. Taufeintrag keinerlei Angaben über den Tag der Geburt des Kindes
2. zählt der "Stilkunst-Kalender" auch in diesem Fall nicht richtig.

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Nur als Zusammenfassung und Klarstellung

Winterstein Baptizati 1721

den 5 xbr [5 December] ist Hanß Hüthern med[ius] ein Söhn[lein] get[aufft]
worden eben auf den grosen Bußtag. Gevatter
war Valtin Weiß junger Pursch Clauß Weißens
Sohn

Der Buß- und Bettag wurde in Sachsen-Gotha-Altenburg an "eben" [genau] dem 5. Dezember 1721 begangen.
 
Man kann auch als Regel davon ausgehen, dass bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts, die Kindtaufe einen Tag nach der Geburt erfolgte.
Wenn die Taufe am gleichen Tag bzw. gleich nach der Geburt erfolgte steht oft vermerkt, Nothtaufe oder weil das Kind sehr schwach war.
Im Kirchenbuch von Güssefeld Altmark, das bereits während des 30jährigen Krieges geführt wurde, vermerkt der Pastor bei einigen Taufen, kriegsbedingt "weil das Kind schon vier Wochen ungetauft lag" aber das sind eben Ausnahmen.
 
Mit der 1 Tag-Regel kommst du in der Altmark aber nicht weit, mein Gefühl sagt mir eher 3 Tage sind da die Regel. In anderen(katholischen?) Regionen mag das vielleicht passen. Als Beispiele kannst du in Beetzendorf ab 1597 die ersten 10 Einträge schauen oder auch in Klötze ab 1679 und Jeggeleben ab 1714
 
In der Regel heisst, es gibt immer Ausnahmen, mal mehr mal weniger.
Besonders unreglmäßig waren die Amtshandlungen und Kirchenbuchführungen während des 30 jährigen Krieges u.a. Kriege.
Dazu kommen Unregelmässigkeiten durch Vakanzen.
Deshalb in der Regel und es gibt viele Ausnahmen nicht nur in der Altmark
 
Meine Beispiele zeigen keine Ausnahmen, sondern nur beispielhaft was zumindest in der ländlichen Altmark die Regel ist und ab wann. So viele Kriege und Vacanzen kann es in den Dörfern nicht gegeben haben.
In den Kirchen von Salzwedel und Stendal kommen diese Taufen nach deiner Regel häufiger vor, aber es gibt eben auch öfters einige Tage Abstand.

Krünitz sagt dazu:
“Tauftag, der Tag, an welchem ein Kind getauft wird. Man kann dazu jeden Tag in der Woche bestimmen, wenn man das Kind im Hause taufen läßt; in der Kirche geschieht solches gewöhnlich am Sonntage, und an dem Tage in der Woche, wo eine Predigt in der Kirche gehalten wird.”

Und dementsprechend kann ich mir auch vorstellen das in Stadt-Kirchen die Zeitabstände zwischen Geburt und Taufe kürzer sind und in ländlichen Kirchen eher länger.

Krünitz Artikel Landpfarrer:
„Die Zeit, wann ein Kind getauft werden soll, ist der zweyte, spätestens der dritte Tag, bey einer nahmentlich gesetzten Strafe. *
*Corp. iur. 365. 382.“

Dieser Artikel sagt aber auch wie die KB zu führen sind, und haben sich alle daran gehalten?
 
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