Taufe 1855 in Schwabach, War der Kindsvater auch Vater der Kindsmutter?

Hallo zusammen,

am 25.01.1855 wird in Schwabach-St. Martin meine Vorfahrin Anna Dorothea Hofmann getauft, als uneheliche Tochter der Anna Maria Hofmann (* 25.01.1825 in Oberreichenbach), diese Tochter von Leonhardt Hofmann, Taglöhner von Unterreichenbach war.

Der Kindsvater soll laut Amtsgericht Schwabach vom 26.03.1855 Leonhardt Hofmann, Taglöhner von Unterreichenbach sein. Unterlagen vom Amtsgericht Schwabach aus dem Jahr 1855 gibt es heute leider keine mehr.


Es gibt in Unterreichenbach aber nur einen Leonhardt Hofmann * 17.03.1787 in Petersaurach, verst. 01.01.1858 in Unterreichenbach
oo 11.06.1820 in Weißenbronn mit
Anna Barbara Baumgärtner * 02.02.1792 in Seubersdorf, verst. 17.04.1866 in Unterreichenbach

Kann es wirklich sein, dass bei der Taufe 1855 der Vater des Kindes auch Vater der Kindsmutter war? Gab es solche Konstellationen zu der damaligen Zeit?

Besten Dank und viele Grüße

augomart2011
 
Hier der Link zum wahrscheinlich gemeinten Taufeintrag des Jahres 1855


[Der von Ihnen oben mitgeteilte Link zeigt leider nur auf die erste Seite dieses Kirchenbuches. Vielleicht testen Sie es bitte einmal selber.]

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Der Nachsatz zu diesem Taufeintrag lautet:

Laut Landgericht[lichen] Schreibens vom 26 März 1855 hat sich
der ledige Taglöhner Leonh. Hofmann von Unterreichenbach als Vater
dieses Kindes bekannt.


Der ausdrückliche Hinweis darauf, daß es sich um einen ledigen Taglöhner handelt, passt nicht zu dem o.a. Leonhardt Hofmann, der sich 1820 verheiratet.


[Abgesehen davon gab es selbstverständlich zu jeder Zeit Fälle von Inzest.]
 
Die Taufe fand am 28. statt, das Kind war am 25.1. geboren.

Ich hatte den Fall einer Taufe, wo der Kindsvater der Stiefvater der erst 18jährigen Kindsmutter war, da gab es eine entsprechende Bemerkung des Kirchenbuchführers (die Schuld wurde gänzlich bei der Kindsmutter gesehen, die war eine "Blutschänderin" - kein Wort über den Erzeuger ...).

Frau Nagels Bemerkung zum ledigen Kindsvater hier im Eintrag hätte ich auch gemacht ;) und möchte ergänzen: mein nächster Schritt wäre die Fahndung nach einer eventuellen Hochzeit und weiteren Kindern von Anna Dorothea und Leonhardt Hofmann. Mitunter hatten Paare mehrere uneheliche Kinder miteinander, bevor dann doch geheiratet wurde.
 
Erst einmal vielen Dank für euere Antworten.

Ich habe nochmals intensiv gesucht, komme aber weiterhin nicht weiter.

Der Vater Leonh. Hofmann ledige Taglöhner in Unterreichenbach war auch kein Bruder der Kindsmutter Anna Maria Hofmann, es gab definitiv keinen Bruder, der so hieß. Wahrscheinlich wäre es auch vermerkt worden, wenn Vater und Mutter Geschwister o. ä. gewesen wären. Also ist meine Theorie definitiv falsch!

Es gibt tatsächlich in Unterreichenbach eine andere Hofmann-Familie:
- Johann Michael Hofmann * 15.02.1833 in Roth, Schmiedgeselle von Unterreichenbach, oo 21.04.1861 in Schwabach mit Anna Maria Babette Loy
- Andreas Hofmann * 26.02.1835 in Roth, Taglöhner in Unterreichenbach, oo 12.04.1859 in Schwabach mit Anna Margaretha Haag
Beides waren voreheliche Kinder Nr. 1 und 2 von Paul Hofmann, Schmied in Schwabach und Barbara Kühnlein, Taglöhnerstochter aus Roth

Selbst wenn der Kindsvater Leonh. Hofmann ein Bruder der beiden wäre, müsste er nach 1835 geboren sein, was aber zur Kindstaufe 1855 nicht passt. Ich bin noch alle Kindstaufen in Unterreichenbach von 1850 bis 1860 da taucht kein Taufpate Leonh. Hofmann auf.

Es gab auch keine weiteren unehelichen Kinder der Kindsmutter Anna Maria Hofmann (-> diese oo 30.05.1859 in Schwabach St. Martin mit Adam Engelhardt):

Und auch habe ich keine weiteren Kinder von Leonh. Hofmann in Schwabach gefunden, ebenso keine Trauung. Der Leonh. Hofmann kann theoretisch von überall herkommen und nur kurz 1855 Taglöhner in Unterreichenbach gewesen sein.

Hat jemand noch eine Idee, wie man weiterkommt?

Danke und viele Grüße

augomart2011
 
Gerade bei Taglöhnern (und auch bei Hirten) ist mit erheblicher Mobilität zu rechnen! Ich habe Familien, wo die (unehelichen und ehelichen) Kinder an drei verschiedenen Orten getauft wurden.

Bei Familysearch (nach Registrierung, aber kostenlos) und auch bei Ancestry (da braucht es ein kostenpflichtiges Benutzerkonto) kann man die Brenner-Kartei einsehen, die hier bei fränkischen Vorfahren schon des öfteren erwähnt wurde. "Hofmann" verspricht ein mühsames Geschäft und viele durchzusehende Blätter - aber wer weiß? Einen Versuch wäre es wert, auch wenn der Bereich Roth/Schwabach nicht mehr zum eigentlichen Sammelgebiet des Brenner-Archivs gehört.

Auf die von Familysearch und Ancestry bereitgestellten Indices kann man sich nur sehr eingeschränkt verlassen. Die wurden ganz offensichtlich maschinell angelegt (irgendwo fand ich mal einen Vermerk), und das maschinelle Lesen von Handschrift ist halt problematisch. Da werden aus abgekürzten Katharinas ("Kath") schnell mal lauter Ruths.

Kurze Bemerkungen zur Brenner-Kartei (auch Brenner-Archiv): https://www.gf-franken.de/de/archbrenner.html

Wenn da Fragen auftauchen, helfe ich gern. Mit den Blättern des Brenner-Archivs arbeite ich bei Ancestry sehr intensiv und habe dabei auch schon zig falsche Index-Einträge korrigiert ...

Link zum Brenner-Archiv bei Ancestry: https://www.ancestry.de/search/collections/60913/
Link zum Brenner-Archiv bei Familysearch: https://www.familysearch.org/search/catalog/346818?availability=Family History Library
 
Einige Ungereimtheiten wären noch zu prüfen (z.B. der abweichende Vorname der Mutter der Anna Maria), aber laut Ansässigmachungs- und Verehelichungsakten des Adam Engelhardt von 1859 (siehe https://www.familysearch.org/ark:/61903/3:1:3Q9M-C3S2-K36F-2?view=explore&groupId=M9XB-XX7 und die beiden folgenden Seiten) bringt seine Verlobte eine uneheliche Tochter mit in die Ehe, dessen Vater der "Müllbursche Reichel von hier" ist.

Sollte sich bestätigen, dass es sich hier tatsächlich um die richtige Anna Maria handelt (z.B. anhand ihres Sterbeeintrags und der dortigen Altersangabe), so wäre wohl von einem Lapsus des Pfarrers während der Übertragung des Namens des vermeintlichen Vaters auszugehen.
 
Meine Überlegung:

Möglicherweise fiel die Ehe der Anna Dorothea Hoffmann *1855 bereits in die "Standesamts" Zeit (ab etwa 1875).
Wenn diese Zivilstandsurkunde vorliegt oder beim zuständigen Standesamt/Archiv beantragt werden müsste, könnte es sein, dass diese genauere Angaben liefert.
 
Die Anna Dorothea Hofmann heiratet am 21.05.1876 in SC-Dietersdorf und wird dort lediglich als Stieftochter des Michael Engelhardt, Gütler in Unterreichenbach angegeben. Die Zivilstandsurkunde gibt leider auch nicht mehr her. Die Nennung des Vaters "Johann Leonh. Hofmann" lässt sich nur im Taufeintrag 1855 bisher nachweisen.

Bei den Verehélichungsakten bin ich kurz stutzig geworden. Am 23.02.1864 lässt in Penzendorf der Müllermeister Johann Leonhardt Hofmann und seine Ehefrau Maria Catharina Rüll ein Kind taufen. Aber dieser Johann Leonhardt Hofmann wird sonst als Johann Lorenz Hofmann angegeben (Sohn von Johann Heinrich Hofmann, Bauer in Dachsbach) und heiratet am 09.08.1857 in Schwabach die Witwe Maria Catharina Schmidt, diese eine geborene Rüll vom Müllermeister aus der Hasenmühle war. Das kann als Kindsvater eigentlich auch nicht passen?

In Schwabach-St. Martin wird zur fraglichen Zeit des Kindsvaters nur ein Johann Leonhardt Hofmann am 03.06.1824 in Penzendorf geboren als Sohn von Johann Georg Hofmann, Musikant und Glasschleifer in Katzwang und seiner Ehefrau Anna Maria Ruhsam aus Penzendorf. Keine Ahnung was aus ihm geworden ist. Jedenfalls ist keine Verbindung nach Unterreichenbach nachweisbar.

Es ist und bleibt einfach schwierig, habe kaum Hoffnung da einen Nachweis zum Kindsvater zu finden.
 
Wer wird denn so schnell die Hoffnung verlieren ;-) ... Es ist auffällig, dass im Geburtseintrag von 1855 sowohl der Vater der Kindsmutter als auch der Kindsvater mit Leonhard Hofmann, Taglöhner in Unterreichenbach angegeben wird und keine zwei verschiedene Leonhard Hofmann identifiziert werden konnten. Könnte (!!, muss aber nicht) es sein, dass der Kirchenbüchführer sich tatsächlich verschrieben hat? Es wäre also zu prüfen, ob sich das im Eintrag erwähnte landgerichtliche Schreiben mit Nennung des Namens des Kindsvaters noch anfindet. Ich kenne Sammlungen von solchen "Notificationen", die sich in manchen Pfarrarchiven oft als Sammelakt erhalten haben. Es besteht die Möglichkeit, im Pfarrarchiv Schwabach eventuell noch fündig zu werden und zu überprüfen, wer im genannten landgerichtlichen Schreiben tatsächlich als Kindsvater genannt ist. Das Pfarrarchiv Schwabach ist im landeskirchlichen Archiv Nürnberg hinterlegt und es lohnt sich sicher eine Anfrage nach den erhaltenen Beständen, die dann im Detail zu prüfen wären.
 
Ergänzend zum Pfarrarchiv-Tipp: wurde schon geprüft, ob im Staatsarchiv Nürnberg aus dieser Zeit noch Vormundschaftsakten Schwabach betreffend existieren? In diesen findet sich zuweilen das Protokoll der Anerkennung der Vaterschaft (verbunden mit der Übernahme der entsprechenden finanziellen Verpflichtungen).
 
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