Tierkreiszeichen im Taufeintrag 1664

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UlliR

www.archion.de/p/62a29f7712/

Liebes Forum,
der Pfarrer notiert bei jedem Täufling das Tierkreiszeichen, entweder in Worten (sagittarius) oder mit Symbolen. Erstaunlich genug (oder nicht?), aber ich wundere mich über die Angabe bei meinem Vorfahren Johannes Eitenmüller. Geboren ist er am 14. März, also im Zeichen der Fische. Ich meine aber am Ende des Eintrags zwei parallele Wellenlinien zu erkennen - das Symbol für den Wassermann. Ein Irrtum, oder gibt es eine Erklärung?
Vielen Dank und Grüße, Ulrike

Philip Eüttenmüller, mit s. Ehlichen haußfr. Margreta
zeügete ein Jungen Sohn, welcher getaufft Johannes
ist Gevatter Hannß Schwebel Einwohner
und deß Gerichts zu Brennßbach natus 14. Martij
Baptizatus 16. Huius sig. [Wellenlinien]
 
Es ist schon lange bekannt, dass sich die Tierkreiszeichen und Sternbilder verschoben haben.
Wer also sein Horoskop für den Wassermann lesen will, muss bedenken, das die Mittelalterliche Konstellation nicht mehr stimmt. Sicher hat das der Pfarrer auch früher schon gewusst. Mehr dazu hier:
www.wetter.de

Tierkreis in Astronomie und Astrologie: Warum Sternbilder und Sternzeichen nicht zusammenpassen | wetter.de

Der Tierkreis ist im Laufe der Jahrhundert etwas verrutscht. Wir erklären, was es damit auf sich hat und geben Infos zu den einzelnen Sternbildern.
www.wetter.de www.wetter.de
 
... nochmal zu der Bemerkung "Sicher hat das der Pfarrer auch früher schon gewusst":
Ich denke, dass der 14. März im Jahr 1664 tatsächlich dem Tierkreiszeichen Wassermann zugeordnet war. Es ist wohl eher nicht so, dass der Pfarrer aufgrund seiner astronomischen Kenntnisse eine Umrechnung gegenüber dem 2000 Jahre zuvor festgelegten Frühlingspunkt vorgenommen und eine "korrigierte" Zuordnung notiert hat.
:) Ulrike
 
Äh, noch ein Hinweis: Es gab da auch mal eine Kalenderreform, die zu unterschiedlichen Terminen in dem Gebieten des Heiligen Römischen Reichs durchgeführt wurde: Die Umstellung von Julianischem Kalender auf Gregorianischen Kalender.

Der Gregorianische Kalender wurde in Köln z.B. 1583, im Elsass ca 1648, in den protestantischen Gebieten des Heiligen Römischen Reichs erst 1700, in Rußland erst 1918
 
... diese Erklärung erscheint mir plausibler -- wie gesagt: bei einem Präzessionszyklus von über 27.000 Jahren sollte es innerhalb des kurzen Zeitraums von 360 Jahre nicht zu mehrtägiger Verschiebung kommen. Immerhin habe ich heute viel Astronomisches gelernt :geek: ...
Danke allen Ideengebern!
 
Sorry, das mit der Kalenderreform funktioniert leider nicht: Der gregorianische Kalender wurde, wie oben dargestellt, erst 1700, genauer am 1. März 1700 in den meisten protestantischen Gebieten eingeführt. D.h.: Der Geburtstag, der 14. März 1664 nach julianischer Zeitrechnung würde nach gregorianischer Zeitrechnung der 24. März 1664 sein. Dementsprechend würde sich das Tierkreiszeichen eher noch vom Fisch zum Widder wandeln (wenn ich das richtig überblicke) - und damit noch weiter vom Wassermann "entfernt" sein ... (und umgekehrt, bei früherer Kalenderumstellung, würde es bei einer Tagesdifferenz von 10 zwischen den beiden Kalendern auch nicht funktionieren).

Ich würde den Gedanken daher nicht allzuweit wegwerfen, wonach der kirchenbuchführende Pfarrer schlichtweg einen Fehler gemacht hat - die kommen in den Kirchenbüchern (leider) häufiger mal vor ...
 
Stimmt, es will einfach nicht passen! Wir haben uns ja wirklich redlich bemüht, dem Pfarrer den "Vorwurf" eines Fehlers zu ersparen, aber er war halt auch nur ein Mensch ... War trotzdem interessant, all die Optionen durchzudenken - ich bedanke mich herzlich bei allen, die beigetragen haben!
:) Ulrike
 
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