evangelisches Taufbuch - katholische Taufe

Liebe Mitforscher, ich habe da mal eine Frage:

Ich habe einen Vorfahr von mir in einem evangelischen Taufbuch in Baden-Württemberg, 1869 gefunden. Verwunderlich für mich ist, dass unter seinem Taufnamen "kath" steht und im Rahmen einer Abschrift aus dem Taufbuch (Taufschein aus dem Jahr 1938) auch katholisch dabei steht.
Warum ist eine katholische Taufe in einem evangelischen Buch verzeichnet?
 
Hallo, das kann schon so sein.
Zuständig war immer der örtliche Pfarrer der Gemeinde wo dieses Kind zur Welt gekommen ist.
Wenn es keine katholische Kirche in der Nähe gab kann es schon so sein.
Später gab es das oft Gemeinden beider Religionen, die Taufe wurde dann von dem jeweiligen Pfarrer vorgenommen.
Auch in Katholischen Kirchenbücher findet man es genaus so in anderer Richtung.
Meist ist dies dann deutlich vermerkt und dick unterstrichen wurden.

Sven
 
Hallo,
Solche Taufen habe ich schon oft in Württemberg efunden. Wenn ein katholisches Paar ein Kind in einem Ort oder in einer Gegend bekam, wo es keine Katholische Gemeinde bzw. Kirche gab, blieb ihnen ja eigentlich auch nichts anderes übrig. Denn mindestens bis zum Ende des 19. Jahrhunderts war es für gläubige Christen sehr wichtig, ihre Kinder schnellstmöglich nach der Geburt taufen zu lassen, da sich hartnäckig der Glaube hielt, nur ein getauftes Kind könne im Falle eines plötzlichen Ablebens in den Himmel kommen. Da war es einem katholischen Paar dann auch egal, ob das Kind von einem evangelischen Pfarrer getauft worden war. Bis heute erkennen die beiden Konfessionen im übrigen die jeweils anderen Taufen ohne Einschränkung an.
Die vielfach verbreiteten Gäh-, Jäh- oder Gach-Taufen, die bei sehr schwachen Neugeborenen und nicht sofortiger Verfügbarkeit eines Pfarrers oft sogar von der Hebamme durchgeführt worden waren (und als Nottaufe durch die Kirche als vollwertige Taufen anerkannt wurden), geschahen ebenfalls in der Absicht, dem noch lebenden Kind den göttlichen Segen und damit die Hoffnung auf ein späteres Leben nach dem Tod zukommen zu lassen.

Gruß,
Michael

 
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