KB Schmalförden 1685 - um was geht es hier?

Hallo zusammen,

kamm mir jemand sagen, um was es auf dieser Seite des KB Schmalförden geht?

http://www.archion.de/p/a55ac65a73/

Mich interessieren die beiden unteren Einträge (Wohler Schoff). Ich vermute, es hat etwas mit der Zahlung des Zehnten an die Kirche zu tun.

Danke im voraus.
Uwe
 
Richtig.

Oben steht:
Stücke | Sanders Ahlert gibt aus alle seinen | Mold(*) | Schl(**)
⇢ ⇢ ⇢ lande von Sommer= und Winter=
⇢ ⇢ ⇢ frucht dem Pastori zu Schmalvör=
⇢ ⇢ ⇢ den den Zehnten: ➛

und ganz unten:

1 ⟨Stück⟩ Zwischen Behrend Höfeman und
⇢ ⇢ ⇢ Wohler Schoffs über dem Mühlen=
⇢ ⇢ ⇢ Mohr ⇢ ⇢ ⇢ ⇢ ⇢ ⇢ ⇢ ⇢ ⇢ ⇢ ⇢ ⇢ ⇢—- ⇢ ⇢ ⇢ 2

1 ⟨Stück⟩ Bey Wohler Schoff oben dem
⇢ ⇢ ⇢ Mühler Mohr ⇢ ⇢ ⇢ ⇢ ⇢ ⇢ ⇢ ⇢ ⇢ ⇢ —- ⇢ ⇢ ⇢ 2


(*) (**) vermutlich Flächenmaße
 
Hallo,

danke, daß Du Dir die Mühe gemacht hast. Meine Frage bezog sich mehr darauf, warum der Ahlert Sanders auf seinen Ländereien diverse Siedler sitzen hatte (darunter meinen Vorfahren), und warum er offensichtlich den Zehnten für diese Leute bezahlte. Waren diese Siedler Leibeigene des Grundherrn Ahlert Sanders? Einige Seiten später wird übrigens von Leibeigenschaft geredet, aber obwohl ich die Schrift lesen kann, verstehe ich nur Bahnhof.

-Uwe
 
Okay, ich glaub ich habs:

Es geht um eine gerichtliche Streitsache, ob der Küster Ahlert Sanders aus Wesenstedt an den Pastor von Schmalförden, Gerhard Krüger, noch den Zehnten für seine beschriebenen Ländereien abführen muß oder nicht.

Danke nochmal
Uwe
 
Ahlert Sander und seine Vorfahren auch in :
"Kulturbilder aus der alten Grafschaft Hoya: aus dem Leben in der nachreformatorischen Zeit.
Gudrun Lueken-Dencker
D.C. Lampe, 1991


Molt - auch Malter.
Sch - Schepel / Scheffel.
Diese alten Maße hatten von Region zu Region unterschwiedliche Werte.

VG.
 
Hallo Hanna,

danke für den Hinweis. Interessante Quelle. Mein Vorfahr war der im KB genannte Wohler Schoff. Er war Lieutenant und ließ sich nach seiner Militärzeit in Ehrenburg nieder. Auf den späteren Seiten des dokumentierten Streitfalles wird von Leibeigenschaft gesprochen. Hast Du ne Ahnung, ob ehemalige Militärangehörige um 1685 in die Leibeigenschaft gingen; speziell wenn sie einen höheren Rang bekleidet hatten? Ich hab zu diesem Thema ebenfalls zwei interessante Quellen im Niedersächsischen Landesarchiv gefunden, falls Interesse besteht:


"Leibeigene Leute des Amtes Ehrenburg in den Kirchspielen Schmalförden, Twistringen Neuenkirchen, Scholen und Schwaförden", 1674

"Genealogie leibeigener Leute des Amtes Ehrenburg im Kirchspiel: Schmalförden, Twistringen Neuenkirchen, Scholen, Schwaförden und Heiligenloh", 1725

Leider komme ich an die Dokumente nicht ran wegen der Entfernung bzw. wegen COVID. Na ja, eines Tages mal... :)

Danke und Gruß aus Oregon
Uwe
 
Ich kann leider im Moment nicht alles recherchieren - Bücher evtl über Fernleihe ? Dieses Buch vielleicht auch interessant ? :

Von: Günter Köster, Ortrud Marose, Dieter Poestges
Vandenhoeck & Ruprecht, 2005.
Quellen zur Bevölkerungsgeschichte in der Frühen Neuzeit im Niedersächsischen Hauptstaatsarchiv in Hannover :
"Dieses Verzeichnis ist das wichtigste Instrument, um Quellen zur Geschichte der Höfe und Familien in den früheren Fürstentümern Calenberg-Göttingen und Lüneburg, im Hochstift Hildesheim, in den Grafschaften Hoya und Diepholz zu ermitteln, die über die Kirchenbücher hinausgreifen. Geordnet nach Ämtern und Gerichten werden Steuer- und Abgabeverzeichnisse, Musterungsrollen und andere Register nachgewiesen, die Namen der Untertanen enthalten. Zeitlich spannt sich der Bogen von den Anfängen solcher Register im späten Mittelalter bis zu den Volkszählungen des 19. Jahrhunderts."

...
Meistens vor Soldatenzeit Leibeigene und bei Rückkehr auch in diesem Stand.

VG
 
Ich kann vielleicht auch noch etwas zu Schoff beitragen. Eine Familie diesen Namens hat es schon vor 1600 in Wesenstedt (Nr.9) gegeben. Vielleicht stammt Wohlder Schoff ja ursprünglich von diesem Hof.

Im Erbregister des Hauses Ehrenburg: Eh 1581: "Johann Schoif hat eine Koterie, dazu gehören 16 Stück Landes, einen Hof von 2 Scheffel Leines. Dienet nach dem Freudenberg mit 2 Pferden, jährlich eins oder zwei (mal). Gibt dahin auf Michaeli 1 Gulden. Gibt nach der Ehrenburg anders nichts, denn die Landschatzzinsen, sondern dienet jährlich eins bei Gras und eins bei Stroh. Ist 24 Jahr, hat an Gewehr einen Spieß."

"Bodenständige Familien der Grafschaften Hoya und Diepholz II", Seite 664; Wesenstedt: Eh 1615 Joh. Schoff.

Siehe auch: "Höfe, Familien, Fluren, Kirchspiel Schmalförden", Seite 435
Wesenstedt Nr.9, Halbmeier Schoff; ein leibfreier "Ritterhof", weil er nicht dem örtlichen Grundherrn, vertreten durch das Amt Ehrenburg, seine Abgaben leistete. Ab 1651 war Reynecke Brauer ansässig auf diesem Hof.

viele Grüße Petra
 
Hallo Petra,

sehr interessanter Hinweis. Dankeschön! Wesenstedt könnte u. U. passen, und vom Geburtsjahr her besteht ebenfalls die Möglichkeit, daß Wohler Schoffs Eltern ursprünglich von diesem Hof stammten. Die Heirat zwischen Wohler Schoff und einer Frau namens Bruns muß ungefähr 1685 stattgefunden haben; die Geburt des Ehemanns also so um 1660.

Danke nochmal und viele Grüße
-Uwe
 
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