Fundstücke (makabres, trauriges, erheiterndes)

Doppel-Postings 1599 (!)
Taufen in Eibensbach, Dek. Brackenheim, Württemberg
http://www.archion.de/p/cb5ba2e328/

Ein kompletter Taufjahrgang wurde versehentlich
zweimal eingetragen. Zum Glück hat es jemand noch
gemerkt und fast eine ganze Seite elegant durchgestrichen.

#### DOPPPPPELT ####
...gab es also auch schon lang vor Archion, und das sogar ganz ohne Internet und Browser
:)
 
Aus dem Sterberegister im Jahr 1800 von Melle - Neuendorf

"Johann Henrich Sipper, Excolonus, geb. 1710, get. d. 13. May.
In 3 Ehen zeugte er 21 Kinder. Die Zahl seiner KinderKinder betrugen bey seinem Tode 52. Die Zahl seiner KinderKinderKinder - 21. Mithin betrug seine ganze Nachkommenschaft 94, von denen 60 noch leben, die den ehrwürdigen rechtschaffenen Greis zum Grabe begleiten können, 34 aber sind nicht mehr von seinen Nachkommen am Leben."
Sein Alter 90 Jahre und 6 Monate.
 
... aus 3 Ehen 21 Kinder
Enkelkinder 52.
Urenkelkinder 21.
seine ganze Nachkommenschaft 94 ...

in 3 Ehen 21 Kinder = im Schnitt nur 7 Kinder pro Ehe
21 Enkelinder zeugen nur 52 Urenkel = im Schnitt nur 2 oder 3

Das war doch ganz normal.
M. M. nach weder makaber, traurig noch erheiternd -
einfach des Lebens Fluss - wie vieles Andere auch.

Traurig ist, dass in D jedes Jahr über 50.000 Kinder geboren werden,
deren Vater nicht bekannt ist - und diese Kinder niemals Vorfahrensuche in väterlicher Linie durchführen können ...

VG.




 
Mir ging es mehr darum, dass so etwas im Kirchenbuch erwähnt wird. Das war mir noch nie begegnet. Bei den Enkel und Urenkeln sind sicher nur die gezählt, die in der Nähe des Ortes geblieben sind, es sind bestimmt mehr... Und vielleicht ist eine Ehefrau beim 1. kind verstorben, dann teilen sich die beiden anderen Frauen die restlichen 20 Kinder, was aber damals ja auch nôch normal war.
Liebe Grüße
Emmi
 
Ein Beispiel altpreußischer Rechtsprechung vor genau 300 Jahren:

"1721, d. 24. Octob: Ist Barbara Krausin, von 24 Jahr, wegen ihrer begangenen Missethat, da sie zu Herrendorff beym Andres Caminsky ihrem Wihrt das Haus angestekket u. Vieh, Pferd etc. auch seyn Getreyd verbrannt worden, durch Urtheil u. Recht mit dem Schwerdt vom Leben Zum Todt gebracht, u. ihr Cörper nachmals auff dem Scheiter Hauffen verbrannt worden. Sie hat ihren Todt durch Gottes sonderbahren Beystand behertzt u. unerschrokken ausgestanden, und ist seelig in den Wunden ihres Erlösers Jesu eingeschlaffen."

Gefunden in: Kreis Friedland (Provinz Ostpreußen) > Auglitten-Schönwalde > Bestattungen 1695 - 1749, Bild 20
 
Und wieder ein Unglücksfall:

http://www.archion.de/p/800796512c/

"den 5. Xbris. (1701) sind Hanß Jerg - Und Wilhelm Ludwig - Visenhäuser, zween leibliche Brüder, und gutten prädicats, in Ihrem Weinberg von einem Erdenloch erschlag und tot ausgegraben worden, einer 30. Jahr alt weniger 3. Monat, dieser alt 25. Jahr und 5. Monat. Gott ..?.. sie mit Freuden".

Vielleicht kann jemand das fehlende Wort entziffern...
 
Moin, hier mal mein Lieblingseintrag!

21.05.1721 Katharinenheerd/Nordfriesland

Die alte Dienstmagd..1 Jahr bei Broder Schmidt im Dienst gestanden...zum Vater des Kindes angegeben und ausgesagt einen fremder dänischen Dröscher, welcher vorigen Herbst in der Wintergerstenernte etliche Tage da gedroschen,der ihr sollte eine halbe Birne zu essen gegeben haben.

die Anspielung geht auf die pikante Geschichte um die Halbe Birne aus dem 13. Jahrhundert hervor.

Venlig hilsen,freundlich Grüsse

Hauke
 
19. Mai 1724
Tödlicher Sturz vom Baum:

Andreas; Andreas Schneiders dermaln Schulmeisters
zu Allmerspach ehel(iche)r Sohn: war Mittwochs vor dem
Fest der Himmelfarth Christi d 17ten Maij ohnfern
von Allmerspach am Rudersperger Weeg von einer
Aichen auf deren Er Laub streiffte gestürzt und
augenblicklich tod auf dem Platz geblieben: nachdeme er
wenig minute vorhero einer vorbeygehenden Frau, die ihn gefragt
Mein! Wer hat dich auf diesen hohen Baum gethan?
zur Antwortt gegeben, Unser Herr Gott!
aet. 12. Jahr 4. Monath 9. Tag. Gott erwecke
Ihn mit Clarheit!

http://www.archion.de/p/fe182f5234/

Kleine Anmerkung:
Üblich sind bei Sterbeeinträgen dieser Art in Württemberg oft Zusprüche wie z.B.:
"Gott erwecke ihn am jüngsten Tag mit Freuden".
- Dass jemand eine Auferweckung mit Klarheit gewünscht wurde las ich hier zum ersten Mal


 
Vor 305 Jahren wurde in Niederkirchen mein 8-fach Uropa (geboren 1665) gesucht, er war am Dreikönigstag, 06.01.1717 verschwunden.

Im Kirchenbuch gab es eine langen Eintrag des Pfarrers dazu.
Was man bei der Ahnenforschung herausfindet, kann auch wirklich schlimm sein...:

"Also of drei Könige, mittwochs, ist Peter Weyrich mit seinem Schwager nach St. Wendel geritten. Als sie nun daselbst sehr gesoffen und wieder nach Hause reiten wollten, begab es sich, daß einer den anderen verloren und daß der eine zwar nach Hause kommen, der andere aber ist vermisst worden.
Den 07. Januar wurde der Gerber von allen angrenzenden Dörfern gesucht, aber nicht gefunden worden, welches auch den 08. 09.und 10. Januar wiewohl vergeblich geschehen.
Den 11. Januar hat des Gerbers Kopf, nur mehr aus einem blutigen Gestell, ohn alles Fleich of hiesigen Zensoren Mist nebst dem Hoor dabei gelegen, welcher von einem Hund, so ihn rum abgenagt, unweit dorten gesehen worden, worauf die Gemeinde der Hundespurnachgegangen und ihn auf dem Solch, ungefähr eine halbe Stunde wegs, tot aufgefunden.
Das tote Pferd mit den Füßen bergan, der Leib des Gerbers unter dem Sattel, der eine Fuß und dem Pferd, den Zaum in der Hand haltend, den Mantel um, dergleichen das Halstuch und der Hals so glatt, als wäre er abgemeiselt worden.
Worauf sie ihn auf einen Karch geladen, nachts in hiesigen Zensoren Adam Cullman Scheuer gestellt und ist den 12.Januar ohne die geringste Leichenzeremonie durch seine Freunde begraben worden."
Er soll wohl häufig gotteslästerlich geflucht haben und wurde als gottloser Mensch gesehen, deshalb wurde erzählt, er sei in der Nacht bei schwerem Gewitter vom Blitz getroffen worden, als Gottesurteil.
Sein Kopf wurde außerhalb der Kirchhofmauer verscharrt, sein Körper auf einem ihn gehörigen Acker vergraben.
Wahrscheinlich war es ein Raubmord.
 
Kirchenbuch Hopfgarten Vadenrod, Trauungen Überschrift 1647:
"Hauß und Güter vererben die Eltern, aber ein
vernünfftig Weib kömmett vom Herrn."

Direktlink: http://www.archion.de/p/d5ff995ae2/
 
Das ist aus den Sprüchen Salomos 19,14.
Der Vers davor ist auch sehr schön: "... ein zänkisches Weib (ist) wie ein ständig triefendes Dach"!
 
http://www.archion.de/p/500f97d97b/

Am 18.Februar 1965 feiert Christina Zimmermann, geborene Gerber, in Freiamt (Baden-Württemberg, LK Emmendingen) ihren 100.Geburtstag.
Der Pfarrer beschreibt ihre körperliche Verfassung und die Anteilnahme der Bevölkerung. Selbst Ministerpräsident Kurt-Georg Kiesinger (später Bundeskanzler) schickte ein Glückwunschschreiben.
"Sie geht an 2 Stöcken, hat keine Zähne mehr und hört schlecht"

Auch ihre Geschwister erreichten hohes Alter von 92 bzw. 97 Jahren (auf der linken Seite daneben zu lesen).

Sehr schön, teilweise amüsant, was die Pfarrer im Familienbuch verewigt haben.

Gruß Florian
 
Eine "anrüchige" Begebenheit in Irmelshausen während des 30jährigen Krieges 1637: http://www.archion.de/p/81cb2f67c9/

"Michel Fritz der beck so in 3 jahren zum Abentmal nicht
gangen moritus fame (Hungers gestorben) den 30 Aug. undt liegt 14 tag unbe-
graben, endtlich nehmen arme durchgehente leudt ein
achtel korm undt scharren ihn hinder daß hauß."

Es fiel dem frommen Gottesmann keinesfalls ein, selbst zum Spaten zu greifen!
 
1684: Verkehrsunfall zwischen Markt Erlbach und Linden

Leonhard Marckart vonn Gollnhofen, Leonhard Mar-
karts sel[igen] Burgers u[nd] umbgelders daselbst Söhnlein
welches ein Vormund uff einem Fuder Traid sitzend
mit nach Nurnberg führen wollen u[nd] aber zwischen
Erlbach u[nd] Linden inn ein Tieffes Loch gerathen da
der wagen umbgefallen, das Oberste zu unterst gestürzt
u[nd] also der gute Knabe plötzlich umb ein Junges Leben
kommen u[nd] uff hiesigen Kirchhoff den 27. [9?]bris mit Christ-
lichen Ceremonien begraben worden. Seines Alters
im Zehenden Jahre.

Permalink http://www.archion.de/p/9da7774b11/
 
Tragisch im Feuer umgekommen
http://www.archion.de/p/e2a2588d90/

Anno 1716
d. 5ten Martii
Margaret Schadin, weil(and) Georg Schaden gewesenen Burgers zu
Aichelbach hinterblibene Witwe alt. 69. Jahr. 4. Monath. 3. tag.
hat gestrigen tags das Unglück gehabt; daß Sie, bey in Ihres Vatters
Seel(ige)n: Bartholomaei Wahlen haus, ohnfern dem Pfarrhaus morgens
früh um 4. ohnwissend wie? entstandner grosser Feuersbrunst
zurückgeblieben, erstikt, und verbrant: wurde also nichts als
der Rumpf von Ihro Christl(ich) begraben; war sonst eine from-
me Frau. Text. Esajae. 43. 2. So du ins Feuer gehst. p.
Opfer 21 x.r. 1.d   In star purissimi auri redeat!

((aus Jesaja 43:    ....(1) Und nun spricht der HERR, der dich geschaffen hat, Jakob, und dich gemacht hat, Israel: Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst; ich habe dich bei deinem Namen gerufen; du bist mein! (2) Wenn du durch Wasser gehst, will ich bei dir sein, und wenn du durch Ströme gehst, sollen sie dich nicht ersäufen. Wenn du ins Feuer gehst, wirst du nicht brennen, und die Flamme wird dich nicht versengen. (3) Denn ich bin der HERR, dein Gott, der Heilige Israels, dein Heiland. ...))
 
Dieser Pfarrer hatte 1782 eine recht rigorose Moralvorstellung.
Die Mütter unehelicher Kinder wurden durchgehend als "Meretrix", also Hure eingetragen:

http://www.archion.de/p/5726588da5/

Auf dem Kopf stehende Eintragungen kannte ich ja oder solche, wo der Vater schlicht nicht eingetragen war, aber das ist schon heftig.
 
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