Fundstücke (makabres, trauriges, erheiterndes)

https://www.archion.de/p/6053efb345/

Den 24. Nov. (1775) früh um 10 Uhr ward im holen Wege an Wetzdorf auf weydaischen Amtsgerichten tod aufgefunden Mstr. Johann Christoph Meinhardt Eigenthumsmüller und Inwohner in Mittelpöllnitz. Ein Mann in den besten Jahren aber von der schlechtesten Lebensart, ein bekannter Säufer, unfriedlicher Ehemann, ein tyrannischer Vater seiner Stiefkinder, ein Verächter des göttl. Wortes und aller guter Vermahnungen, ein Sacramentsverächter! O Gott bewahre unser Gemeinde für dergleichen böse Glieder! Er war den Abend zuvor nach Wetzdorf seinem Trunke nachgegangen, wo man diesem bösen Menschen schon oft Gelegenheit zu seiner Sünde gegeben hatte, wohin er auch gewöhnlich lief und hat allem Herichten nach auf dem Rückwege in der Nacht den Halz von der Höhe herunter gestürzt. Es ward von hier seines Lebenswandels halber kein Zeugniß verlangt sondern daselbst weil sich die Wittbe seiner nicht annehmen wollte in der Gottesacker Mauer eingeschardt. Wie der Bauer seät so blickt er liegend, o weh der armen Seele!
 
Ein Mord................

https://www.archion.de/p/348704e6ba/

Den 03. Maji zur Nacht um 12 Uhr wurde Joh. Conrad Menert Haar-Zopfmacher in seinem Hauße zu Buchpöllnitz im Bette durch Meuchel-Mord auf eine grausame Art ermordet indem er Zwey tödliche Schläge, den einen ins Genicke, den anderen auf den Hirn Schädel bekommen wie auch 11 lethale Wunden durch Stiche ins Haupt und 4 in die Seite empfinden müßen. Welcher grausame That durch seyne gottlose und in wollüsterner Hurrerey ersoffene Frau veranstaltet und mit zweyen Bösewichten aus Triptiz verabredet worden, als nehml. einen Töpffer Nahmens Müller, ein Ehemann seines Alters 24 Jahre und dem Ziegler nahmens Rudolph ein Lediger Pursche von 21 Jahren welche bejde in Triptitz zur Verhafft gebracht, die gottlose Frau die Menerten aber in Oberpöllnitz gefangen sitzt und ihren Lohn erwartet. Hozzehn facinus. Gott steuere doch aller Boßheit und währe den Satan daß solche unmenschliche Thaten nicht gefördert werden. Der entseelte Leichnam des Menerts wurde weil niemand curam funeris über sich nahm den 5. Maji mit dem Segen begraben. alt 40 Jahr. Wie gelebt, so gestorben, übel gelebt, übel gestorben, wohl gelebt, wohl gestorben.

Randbemerkung: gebürtig aus Vendersheim in der Pfältzischen Graffschaft Elz

....... und die Missetäterin dazu aufs Rad geflochten

https://www.archion.de/p/9665fcd5ed/

d. 13. Junij wurde Anna Christina Möhnertin wegen Mordthat an ihrem Mann durchs Rad vom Leben zum Tode gebracht. Sie war, ihrem Vorgeben nach eine gebohrne Neumannin aus Kleinpöltzig in der Niederlausitz allwo ihr Bruder ein Leinweber und Zopfmacher ansässig und noch am Leben sey Ihre Jugend hat sie übel angewendet wie sie denn ihre Eltern verlaßen, und denen Soldaten nachgegangen hat sich auch ihren Mann Johann Conrad Möhnert als einen gemeinen Soldaten in preußischen Diensten antrauen laßen, laut ihres Trauscheins. Darauf sind sie beyde hierher kommen und haben sich in Buchpöllnitz angekaufft, allwo sie durch Haar Zopf machen ihre Nahrung getrieben und ihr reichliches Auskommen gehabt. Allein die wollüstige Möhnertin hat ihr üppiges Leben auch im ehelichen Stande fortgesetzt, und besonders mit dem Ziegler in Triptis Ehebruch begangen, und sogar mit ihm einig worden ihren Mann aus dem Wege zu schaffen, welches sie nach langer Berathschlagung bewerkstelligten.

... anter: bis zur eperation ...... gestoßen hat sie sich zu ihrem Ende wohl zu bereitet ihre Sünden bekannt und hertzl. bereuet die zuerkandte Todtes Straffe mit sonderbahrer Freudigkeit und großem Muth erlitten. alt 28 Jahre
 
@UteEff nachfolgend die Gegenlesung zum o.a. Text

PS: bzgl. Begriffen wie: resolvieren oder sothan [sogethan] - siehe bitte entsprechende Einträge im Wörterbuchnetz https://woerterbuchnetz.de/#0
bei Augrabunge sothaner Cörper
von sothaner Wichtigkeit

Hier stimmt das "sothan [sogethan] aber nicht! "Sothan" ist jeweils als Adjektiv gebraucht und steht anstelle von "bei Ausgrabunge solcher Cörper" und "von solcher Wichtigkeit".

Gruß
Colette (Llorca)
 
Hier stimmt das "sothan [sogethan] aber nicht! "Sothan" ist jeweils als Adjektiv gebraucht und steht anstelle von "bei Ausgrabunge solcher Cörper" und "von solcher Wichtigkeit".

Gruß
Colette (Llorca)

Guten Abend Colette.

Meine gegebene Empfehlung sich auf die entsprechenden Erläuterungen im „Wörterbuchnetz“ zu beziehen, liefert doch bei adjektivischer Betrachtung genau das…..

www.woerterbuchnetz.de/DWB/sothan

Gruß, Vera (Nagel)
 
Krasser Altersunterschied bei der Heirat

Lauterburg 1668 Heirat
"7. July Hans Bohner, ein Mann bei 78 Jahren, Ihro hochfürstl. Durchlaucht zu Württemberg wohlbestellter Vorstknecht zu Irmannsweiler und Maria, T.d. Jergen Koch, hochadlig wöllw(arthscher) Lauterburgischer Untertanen u. Holtzwarths, bei 21 Jahren"

Hans Bohner hatte aus erster Ehe Kinder ab 1616. Seine Tochter Sabina z.B. heiratet 1616.
Seine Ehefrau könnte auch seine Enkelin sein!
Welche Motive steckten wohl in dieser sehr seltsamen Verbindung, aus der 1673 sogar noch eine Tochter hervorging (der Vater war da 83 Jahre alt!!)

 
Hier sind 1711 innerhalb von zehn Tagen zwei Kleinkinder in einen "Kessel warmer Lauge" gefallen und gestorben. Ein Fall allein ist schon eine schreckliche Vorstellung, aber gleich zwei?

Anna Maria Sütmersen, 4 1/2 Jahre alt, beerdigt am 19. April: https://www.archion.de/p/9776446b4f/

Anna Elsabe Vinke, 1/2 Jahr alt, beerdigt am 29. April: https://www.archion.de/p/9776446b4f/

ich werde aus beiden Einträgen nur so halb schlau, ich lese "böße Kinder geschlagen" - kann das stimmen?
 
>>Anna Maria, aetatis 4 1/2 jahr….

…. war gefallen in einen Keßel voll
warmer Laugen, worzu daß böße Kind
der maßen geschlagen, und alßo den
folgenden Tag hernach gestorben.

Fast identischer Text findet sich auch bei der 1/2 jährigen Anna Elsabe. 😥
 
Ein grausliger Tod für beide Kinder. Die kleine Anna Elsabe hat sogar noch länger nach dem Unfall gelebt, "einige Tage hernach". 😢


@vnagel2004 Vielen Dank für die Lesehilfe, so macht es schon Sinn, aber bei "Kind der maßen" müßten doch zwei "d" stehen, und ich sehe in beiden Einträgen jeweils nur eines, oder stehe ich völlig auf dem Schlauch?
 

Hier etwas trauriges, ein Selbstmord 1766. Zwei von den 4 Kindern aus ihrer Ehe sind
nur ein paar Monate alt geworden, eines 7 Jahre. Ihr Ehemann war
Vocal Adjuvant im Chori musici von Westhausen:

Den 22 7br. Abends gegen 6. Uhr hat sich Frau Eva
Elisabetha, des Ehrsahmen Johann
Friedrich Cramers, Christlichen Inwohners
und Mitnachbars allhier, recht Christliches
und Gottliebendes Ehe=Weib, welches
seit 18 Jahren an hefftigen Mutter Beschwerungen,
und daher rührender Melancholie
und Schwermuth starck laboriret, in einer
Kammer des Obristen Stockwerckes ihres=
Haußes erhengcket. Deren Cörper auf
erhaltenen Ober Consistorial Befehl
am 23ten ejusdem auf dem Gottes Acker des Nachts loco
congruo begraben worden.
 
…. daß böße Kin[d]
der maßen …

Da fehlte leider lediglich ein Paar Klammern. Danke für den Hinweis. 👍
Ich lese in beiden Fällen weßen, also:
"... worzu daß böße Kin-
der weßen geschlagen"
"... dazu daß boße Kinder
weßen geschlagen"
Könnte es eine Form von Raserei sein die wegen der Schmerzen "dazu geschlagen"?

Über Google findet man zumindest zu "Kinderweßen geschlagen" 2 Treffer zum Geschichtsverein Fürth
 
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