Fundstücke (makabres, trauriges, erheiterndes)

War das Wort, das ich nicht richtig lesen kann W---y ( ?)
der Name des Getauften - oder was mag es bedeuten =

.............Des H. Drosten von Cornburg Türkischer Sclave
W---y ( ?) von 31 Jahren. Dessen Taufzeugen waren Ihro
Excel., der H. General-Lieutnant von Öhfe=
ner, und der H. Obriste von Dittfurth.
Deren Stelle bei der Tauffe vertraten der
H. Amtmann Brüning J.U.Lic. und der
-- Commendant auf der Auburg Fendrich
--arr und ward ihm der Name
Georg Frantz beigeleget. Gott stär=
ke ihn mit ---- ---- (seiner Gnade ?)
(* um 1662 / ~ 1693)

Allgemein noch zu "Beutetürken"

VG.
Danke für die Ergänzung zu den Beutetürken. Welly hat allerdings den sozialen Aufstieg wohl nicht geschafft. Ich weiß nur, dass er Stallknecht war.

Ich denke allerdings auch noch einmal über meinen wahrscheinlichen Vorfahren aus Lemförde nach. Er brachte ja auch ein junge Frau, angeblich Frau seines Freundes, der aber starb, mit, angeblich eine Griechin, Susanna Achaz (ihr Name ist auf dem Torbogen der jetzigen Lemförder Bücherei verewigt). Griechenland war damals aber sehr türkisch. Wenn es aber eine getaufte Beutetürkin war, würde es sicher eine Geschichte dazu geben. Taufen von Nichtchristen wurden ja allgemein groß begangen und ausgiebig vermerkt.

Die meines Wissens nach letzten menschlichen "Beutestücke" aus Kriegen waren dann wohl die Sklaven, die die im amerikanischen Unabhängigkeitskrieg kämpfenden deutschen Kräfte mitbrachten. Diese waren oft Trommlerjungen und vielleicht so was wie Maskottchen. Einen sozialen Aufstieg hat wohl keiner von ihnen erlebt.
Und ich frage mich, ob schon damals rassistisch diskriminiert wurde oder sie eben einfach nur arme Untertanen waren.
 
Bin gerade über folgenden Eintrag gestolpert und finde es bemerkenswert, dass der Pfarrer 1769 bereits (und ganz selbstverständlich) von "Epilepsie" spricht. Laut Wikipedia ist der Begriff im Deutschen allerdings schon seit dem 16. Jh. nachweisbar. Z.T. wurde früher auch das Wort "Fallsucht" (von "Sturz", "Fall") verwendet: https://de.wikipedia.org/wiki/Epilepsie

Kurhessen-Waldeck: Landeskirchliches Archiv Kassel > Homberg > Felsberg > Kirchenbuch 1759-1830 - Bild 216
(= Gestorbene und Beerdigte 1769)

Permalink: http://www.archion.de/p/9724f1931a/

Transkription:
13) Iunius d.7: Ward Anna Maria Hilgenbergin weil. Wilhelm Hilgenberg
jun. hinterlassene Tochter in einem drockenen Graben bey dem [..
Teiche] auf dem Angesichte liegend todt gefunden, welche allem Vermuthen
nach von ihrer gewöhnl. Kranckheit der Epilepsie angegriffen worden [und/auch? -> teils in der Falz]
weil sie keine Hülfe erhalten können, bey dem Fall auf das Angesicht
erstickt, und d. 9 ejusd. ward diselbe beerdigt worden. alt 37 Jahr wenige[r] 4

Lesekorrekturen nehme ich dankend entgegen.

Viele Grüße
 
Abteilung "kurios":
(...endlich hab ich meine alte Quittung wiedergefunden, die ich wohl als Lesezeichen in einem Kirchenbuch vergessen hatte :) )
 
Abteilung "kurios":
(...endlich hab ich meine alte Quittung wiedergefunden, die ich wohl als Lesezeichen in einem Kirchenbuch vergessen hatte :) )
Das erinnert mich an einen Pfarrer den ich kannte, der jeden Zettel (wirklich jeden) bis zum letzten Zipfelchen mit Notizen vollgeschrieben hatte. Er betrieb Ahnenforschung und in diesen Kirchenbüchern finden sich viele solcher Zettelchen ;)
 

Tiefstes Niedersachsen 1693: Taufe eines türkischen (wer es genau lesen kann, möge es bitte ergänzen).

Das war wahrscheinlich ein "Mitbringsel" aus dem großen Türkenkrieg (https://de.wikipedia.org/wiki/Großer_Türkenkrieg) und kam damals öfter vor.


Ahnenforschung bildet.
Hier auch http://www.archion.de/p/3f76b380c0/
#10 von 1691
Joseph der Türk…

und hier #14 aus 1696. http://www.archion.de/p/88b71e9594/
Fatma die Türkin…. Major von Reden mitgebracht…
 
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Tiefstes Niedersachsen 1693: Taufe eines türkischen (wer es genau lesen kann, möge es bitte ergänzen).

Das war wahrscheinlich ein "Mitbringsel" aus dem großen Türkenkrieg (https://de.wikipedia.org/wiki/Großer_Türkenkrieg) und kam damals öfter vor.


Ahnenforschung bildet.
Württemberg, tiefste schwäbische Provinz "uff der Alb en Balenga", in 1690 auch eine "Türkentaufe":
Ob das ganze Geschehen auf freiwilliger Entscheidung des Getauften basierte ... darüber kann man nur spekulieren:
Sicher ist nur, wer sich hier im Glanz der "guten Tat" sonnen wollte:

Tauffling
Christoph
Friedrich
ein bei Eroberung
d[er] Vöstung Griechisch
Weißenburg [*] ge-
fangener Türckhen-
knab

Eltern
Sein Herr war:
H[err] Christoph Friderich
von Tergernau, Leutenant,
und hat in seiner Abwesen-
heit wegen seiner Gefangen-
schafft, d[as] christl[iche] Werckh
befördert seine Frau:
Fr[au] Susanna Potentia
von Tegernau geborne
Freyin von Closen

[12 Taufzeugen: eine bunte Liste aus verwandtschaftlich verbundenem Adel und weiterer B-Prominenz]
* =Belgrad: https://de.m.wikipedia.org/wiki/Griechisch_Weißenburg
 

"Am 17.5.1840 hatte Holzhausen die große Ehre einen bekannten Mann unter sich zu sehen."

Das Kirchenbuch als Goldenes Buch der Stadt?
Nur wer hat sich da 1840 in Hausberge verewigt? Wie heißt der genau und wer ist dieser "bekannte Mann"?
Eli Rochocho???
 
Wenn der Mann abgehauen ist...


"Die Mutter ist auf ihrer Reise, auf welcher sie ihren Mann, der sie verlassen hat, wieder sucht, in den traurigsten und armseligen Umständen in Franken Hause auf dem Poos niedergekommen."
 
Eine sehr ausführliche Beschreibung über den Tagesablauf und gleichzeitiger Warnung des Pfarrers an uneinige Eheleute, bevor es durch einen Streit mit seiner Frau zu seinem Tod führte.
http://www.archion.de/p/d10c239a46/

Neuenstadt am Kocher:
d. 21 Oktober Dom. 21. p. Trin. trug sich nachfolgender casus traoicus zu Hl. Joseph Burckhard, hochfürstl. Brunnenmeister, auch Rathsverwandter und Zimmermann allhier, ein guter, feiner Mann, welcher übrigens einen christlichen Wandel führte, doch aber dabei in einer uneinigen Ehe lebte, war schon vor dem morgen Gottesdienst mit seiner Ehfrauen, wegen der Kinderzucht, in einiger Streitigkeit geraten, und beschwerte sich über die selbigen, daß sie ihn vor ihrem Gezänck nicht einmahl zu seinem Gebet einige Ruhe laßen wollte, ginge aber daraufs zur Predigt in die Kirche. Als er nun nach vollendetem Gottesdienst wieder nacher Haus kehrte, und mit den Seinigen, doch auch nicht ohne Zanken, die Mittagsmahlzeit eingenommen hatte, überließe ihn ein Bürger von U. Sultzbach, und forderte ihnen etl. Batzen ab, welche er ihm vor 6 Jahren her, wegen Arbeit, noch schuldig geblieben wäre. Seine Ehefrau finge hierüber an, ihn auf ein neues heftig zu schelten, und ob er schon des Zanckens und Haderns dadurch ein Ende machen wollte, daß er zu seinem Eidam (Schwiegersohn) welcher in der unteren Stuben seines Hauses wohnte, und ein Huthmacher war, mit dem Sulzbacher Mann hinunter gienge, um den selbigen daselbsten, durch Ausdehnung eines neuen Huthes, wegen seiner Anforderung zu befriedigen, so folgte? doch seine Frau ihm auch noch die Stiege hinunter, und continuierte daselbst ihr Zancken und Schelten so lang, bis endlich ernannter Joseph Burkchardt sich von dem Zorn übernehmen ließ, derselbigen ein paar Straiche versetzte und sie von sich zurückstieß, welche sich aber alsbald wieder aufdrapierte und ihm einen solchen Stoß beibrachte, daß er vor sich, mit dem Gesicht auf den dabeistehenden Herd hinfiele, den Hals entzweibrach und als plötzlich ohne noch ein einiges Wort zu sprechen, seinen Geist aufgeben mußte. Gott sey seiner armen Seele um Jesu Christi Willen gnädig und barmherzig, und laße die so betrübte exempel allen uneinigen Eheleute zur Warnung dienen. Den 23. darauf wurder er ehrlich und christl. begraben, dabey wurde eine Streitpredigt über Mat. 24, 41-42 gehalten. Sein Alter war 51 Jahr
 
30 Paten. Macht zwei Seiten im Kirchenbuch.


Zum Einen konnten sich die Kindseltern dies ohne Probleme leisten (je nach gültigem Kirchenrecht waren oft 2 bis 3 Paten zulässig und kostenfrei, für jeden weiteren Paten mußte eine zusätzlich Gebühr entrichtet werden) und zum Anderen galt es möglichst viele familiäre und gesellschaftliche Beziehungen zu festigen.
 
Blitz und Donner

http://www.archion.de/p/af1754819c/

d. 23tn Nachmittag betraffe Joh. Thomas Röder die Schickung des all-
mächtigen Gottes, daß er von Hanau kommende, beÿ einem entstan-
denen Donnerwetter mit starkem Sturm und Schlagregen vermischt,
nahe an der Haalgaße sich unter einen Biernbaum gestellet und
Von einem harten Blitz erschlagen worden. Wurde den 24tn huj. mit Vor-
stehender Frau begraben, seines Alters 61 Jahr, 4 Monath weniger 6. Tage
 
Was erregt den Amtsnachfolger so?
Schweinisches im Kirchenbuch von Rheinfeld, oder hat der Pfarrer in den 1930er Jahren ein Problem mit dem Namen Hirschfeldt?

Die Handschrift und die Art und Weise der Kirchenbuchführung.

"gemeine Kirchenbuchführung" bedeutet übersetzt: eine sehr einfache, ungebildete, nicht dem Amt gerechtwerdende Art der Kirchenbuchführung.
 
Taufen unehelicher Kinder können in Kirchenbüchern bekanntlich auf mannigfaltige Weise augenfällig gemacht werden, etwa durch Drehung des Buches (um 90° oder 180°), sei es nur für den Namen oder für den ganzen Eintrag. Eine graphisch aufwendigere Form begegnet im KB Coburg, Sankt Moriz in den 1620er Jahren, vgl. http://www.archion.de/p/60c50d67b3/. Wollte der Urheber an die Ursprünge des christlichen Glaubens erinnern, aus Mitgefühl für die Kinder und ihre Mütter? Es wäre ein tröstlicher Gedanke in dunklen Kriegszeiten!

Viele Grüsse an alle aus dem Elsass
Eckhard
 
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