Fundstücke (makabres, trauriges, erheiterndes)

Hallo, danke eggi, für die vielen schönen Zeichnungen. Finde die alten Zeichnungen und Schriften einfach erstaunlich, klasse.
Ich selbst habe noch keine Nebensonnen gesehen. Gruß Rainer
 
Wieder ein Schäflein weniger, trotz aller Mühen des Pfarrers


Den 5ten Junii erhengte sich der Sattlermeister Johann
Philipp Kratz zu Niederflorst. in seinem Hauße, ein
Mann von 64 Jahren; er ward beÿ dunkler Nachtzeit auf
dem Kirchhof in einer Ecke begraben.
Dieser Mensch, der zuweilen nicht mentis compos war, hatte
den verfluchten Irrthum gefaßt, daß er Christum und seine
Erlösung verleugnete - und das Heil. Abendmal gänzl. verach-
tete. Alle von mir angewandte Mühe, diesen Verirrten
auf beßere Wege zu führen, ware vergeblich. Er favorisir-
te mehr den Juden und Türken. Wenn ich ihn in einem seiner
irrigen Lehrsäzen vestgesezt hatte, und von ihm weiter
Antwort verlangte, lachte er sehr hönisch. Schon vor 5 Jahr
hatte dieser Bösewicht wegen einer anderweitigen Begeben-
heit sich schier den Hals abgeschnitten. Wie mag die Him-
melfahrt seÿn!
 
Eine erzwungene (oder nachgeholte) Heirat, mit einem Pfarrer, der über das Benehmen des Bräutigams ziemlich außer sich war:

Erst das Aufgebot in Wolgast:

"21. May: Friedrich Ferdinand Hoen, Schneidergeselle in Wolgast und Frau Sophia Regina Langhoff, des hiesigen, verstorbenene Schneidermeisters Lembke .... Wittwe. (...sehr unleserlich...)
(...sehr unleserlich...)
Die Trauungen ist? .. nicht geschehen, weil der Bräutigam weglief."

Und ein Jahr und 6 Monate später bekommt sie doch ihren Willen, in Greifswald:


(Alles bekomme ich nicht gelesen)
"Dieses Paar wurde in Folge einer richterlichen Erkenntniß des hies[igen] Köng[lichen] Consistorio d.d. Junius 4, 1824 zwangsweise getraut.
Da der Bräutigam das Aussprechen des "Ja" hartnäckig verweigerte, auch den Ringwechsel durchaus nicht an sich vollziehen lassen wollte, so ward das Erstere vom könig[lichen] Consistorio suppliert, und erklärt, dass der Ringwechsel unter diesen Umständen unterbleiben darfe. Es ward demnach ... die eheliche Einsegnungsformel über das Brautpaar gesprochen, welches sich nicht einmal die Hände reichte. Eine auf die Umstände sich beziehende Anrede wurde vorran geschickt, im Übrigen aber das nach der Copulationsformel in der Agenda befindliche Gebete dahero gesprochen, jedoch in einigen Stellen modificiert. - Die Braut ward zwar allein vernommen ob sie nicht von ihrem Vorhaben u[nd] Rechte abstehen wolle, konnte aber dazu trotz der allereindriglichsten Vorstellungen von Seiten des könig[lichen] Consistori nicht bewegt werden.
Aufgefordert wurde ich zu [dieser] Amtshandlung Nov. 9, 1827

Weiterhin kurios ist, dass die Braut (und Wittwe) angibt 30 Jahre alt gewesen zu sein, bei weiterer Recherche stellte sich heraus, dass sie bei ihrer ersten Hochzeit "die älteste Tochter des Schiffers Johann Martin Langhoff" ist und bereits 1789 im Oktober in Wolgast geboren wurde. Ob sie sich so gut gehalten hat, dass die 8 zusätzlichen Jahre nicht auffielen?
 
Eine erzwungene (oder nachgeholte) Heirat, mit einem Pfarrer, der über das Benehmen des Bräutigams ziemlich außer sich war:

Erst das Aufgebot in Wolgast:

"21. May: Friedrich Ferdinand Hoen, Schneidergeselle in Wolgast und Frau Sophia Regina Langhoff, des hiesigen, verstorbenene Schneidermeisters Lembke .... Wittwe. (...sehr unleserlich...)
(...sehr unleserlich...)
Die Trauungen ist? .. nicht geschehen, weil der Bräutigam weglief."

Und ein Jahr und 6 Monate später bekommt sie doch ihren Willen, in Greifswald:


(Alles bekomme ich nicht gelesen)
"Dieses Paar wurde in Folge einer richterlichen Erkenntniß des hies[igen] Köng[lichen] Consistorio d.d. Junius 4, 1824 zwangsweise getraut.
Da der Bräutigam das Aussprechen des "Ja" hartnäckig verweigerte, auch den Ringwechsel durchaus nicht an sich vollziehen lassen wollte, so ward das Erstere vom könig[lichen] Consistorio suppliert, und erklärt, dass der Ringwechsel unter diesen Umständen unterbleiben darfe. Es ward demnach ... die eheliche Einsegnungsformel über das Brautpaar gesprochen, welches sich nicht einmal die Hände reichte. Eine auf die Umstände sich beziehende Anrede wurde vorran geschickt, im Übrigen aber das nach der Copulationsformel in der Agenda befindliche Gebete dahero gesprochen, jedoch in einigen Stellen modificiert. - Die Braut ward zwar allein vernommen ob sie nicht von ihrem Vorhaben u[nd] Rechte abstehen wolle, konnte aber dazu trotz der allereindriglichsten Vorstellungen von Seiten des könig[lichen] Consistori nicht bewegt werden.
Aufgefordert wurde ich zu [dieser] Amtshandlung Nov. 9, 1827

Weiterhin kurios ist, dass die Braut (und Wittwe) angibt 30 Jahre alt gewesen zu sein, bei weiterer Recherche stellte sich heraus, dass sie bei ihrer ersten Hochzeit "die älteste Tochter des Schiffers Johann Martin Langhoff" ist und bereits 1789 im Oktober in Wolgast geboren wurde. Ob sie sich so gut gehalten hat, dass die 8 zusätzlichen Jahre nicht auffielen?
Hier die korrekten Links, bitte um Verzeihung:
Fall 1: https://www.archion.de/p/efb3c1dd90/

Fall 2: https://www.archion.de/p/eb9749505f/
 
den 21 ten May ⟨1826⟩: Friedrich Ferdinand Hoen, Schneidergeselle
in Wolgast und Frau Sophia Regina Langhoff,
des hiesigen verstorbenen Schneidermeisters Lembke nachgelassene
Wittwe. (auf Befehl des könig⟨lichen⟩ Consistorii proklamirt
und vor dem könig⟨lichen⟩ Konsistorio von einem Greifswalder(?)
Prediger kopulirt den 14 ten Junius). Die Trauung ist aber
nicht geschehen, weil der Bräutigam weglief
 
Dreister Diebstahl , 1720, nächtens in des Pfarrers Schlafkammer...

Anno 1720. in der Nacht zwischen dem 19. und 20. Julii
habe ich durch Diebstal einen empfindl. Verlust an mei-
nen Gütern gehabt. Da ein verwegener Mensch
aus der Schlafkammer darin ich mit meiner Frau
und Kindern geschlafen, zuerst sit honos verbis, mei-
ne Hosen, und der Frau Rock, genommen, die
Taschen darin spoliirt und die Schlüssel heraus
gesucht. Mit dem einen Schlüssel hat der Bösewicht
den nahe bey Bette stehende Cofre aufgeschlossen,
und ohne 6. silberne Löffel, u.s.w. an barem Gelde
bey 4. bis 500 thlr. an Gold, Species-Gold, und
andern auch Currant-Müntze, geraubt. Gott be-
kehre den Thäter, gebe mir Geduld, und sei unser al-
ler Helffer!
 
Wo kommt nur das Gerücht her, früher sei man nicht so alt geworden?


den 7. Martij trina, Johan Krausen Sel. witwe be-
graben, ihres alters 100. Jahr. !!!!

Friedrichroda, 1670:
Elisabeth Krauel wurde 102 Jahr,
hatte 107 Kinder, Kindes-Kinder und Kindes-Kindes-Kinder,
von denen 24 verstorben sind und 83 noch am Leben.
Alle Nachkommen stammen von nur zwei Söhnen und einer Tochter.
 
Wenn ich richtig liege (bin noch am erforschen) hieß das Mädchen
Eva und war 10 Jahre alt:

3 Novemb (1642) Ein Kindtlein Casp. Wehrman, welches mit einer Spindel
vom Banck gefallen, v. (u.) die Spindel gleich in das naße,,
loh gestochen biß ins Gehirn hinauf, v. (u.) also des andern
tages mit große Schmertz gestorben.
 
https://www.archion.de/p/2dd5a53f5a/

Den 26. October nachmittags ist gestorben Meister Nicol Freytag, ein Zimmermann und Inwohner allhier, welcher in seinem Leben alles versoffen hat auch keine priesterliche Ermahnung noch einige Warnung von seinen nahen Christen angenommen welcher d. 27. darauf ohne Leichenpredigt begraben worden, Gott sei seiner armen Seele gnädig.
 
Und noch ein Trunkenbold.....

https://www.archion.de/p/7d5b3c44fb/

Johannes Feulner, Bauer und Inwohner zu Allersdorf welcher am 16. Dezember vormittag ins Lehen Wirtshaus gekommen um den Wirth Schönheiter zum Schlachten zu bestellen blieb daselbst im Trunk bis den 17. Dezember nachmittags um 2 Uhr und wurde durch einen Stickfluß plötzlich dahin gerafft, von den Hinterbliebenen sogleich nach Allersdorf gebracht und den 20. darauf als Dom. IV Adventus bey einer Predigt und Volckerruhen Versammlung zur Erde bestattet, Seines Alters 73 Jahre u. 8 Tage.
 
Und ein Fall von Kindesvernachlässigung.....

https://www.archion.de/p/b5039b5017/
https://www.archion.de/p/34e92b4583/

Hans Jörg, Catharina Schuphasin unächtig Kind, starb von seiner Mutter bößlich verlassen d. 18. März, um 10 Uhr gegen Mittag und ward begraben d. 19. ejusdem alt 10,5 Wochen. Dieses Kind hat von seiner Mutter wegen der bösen Brust und Fiebers keine Nahrung haben können, ist aber von einer Nachbarn auf obrigkeitlichen Befehl gesäuget worden. Es hat aber auch am Leibich unterm hirdl. Knoten krieget, welcher aufgebrochen, und wie die Mutter selbst grad ...... gewesen, also hat sie dieses ihr Kind laßen im Unflat liegen daß es fast beim Leben verfaulet. Den 11. März ist die Mutter (als 22 Wochen hl. Just Weiser gewesenes Eheweib) heimlich in aller Früh mit ihrem Geräth davon gegangen und hat das Kind hinter sich gelaßen. Siehe Tauff-Verzeichnis.
 
Richtigstellung: Das Kind war erst 1 Jahr und 10 Monate alt.
Gestorben 1642 in Molschleben.
Es hieß wahrscheinlich Christina (kein Taufname angegeben).
Ein paar Jahre zuvor (ab Oktober 1635) grassierte in Molschleben die Pest.

3 Novemb (1642) Ein Kindtlein Casp. Wehrman, welches mit einer Spindel
vone Banck gefallen, v. (u.) die Spindel gleich in das naße,,
loh gestochen biß ins Gehirn hinauf, v. (u.) also des andern
tages mit große Schmertz gestorben.
 
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