Fundstücke (makabres, trauriges, erheiterndes)

Im Kirchenbuch liest sich der Tod der jungen Mutter recht prosaisch:


"Den 24ten Februar ist Johann Christoph Flohrstedts Ehefrau in ihrem Kindbette verstorben...."

In der überlieferten Familienchronik wird dieser Tag weitaus emotionaler geschildert:

"Anno 1749 den 24. Februar abends zwischen 8 und 9 Uhr hat der liebe Gott nach seinem unerforschlichen Rat und Willen mein allerliebstes Herz nachdem sie 3 Wochen von ihren 6 Wochen gesund und vergnügt zurückgeleget durch einen unverhofften plötzlichen und Gott allein bekannten Zufall durch den zeitlichen Tod von mir genommen. Denn als das liebe Herze fast drei Teile des 24. Februar gesund und munter zugebracht so überfiel sie zwischen 3 und 4 Uhre nachmittags eine starke Ohnmacht, welche ob sie wohl bald wieder vorüberging, stellten sie sich doch zu verschiedenen Malen immer stärker wieder ein und wurden vermutlich von einem starken Stick und Schlagflusse vermehret, welcher ihr abends zwischen 8 und 9 Uhr unter steten Ah- und Zurufen ihres teuersten Seelenschatzes Jesu Christi das getreue Herze gebrochen und mich unglückseligen so frühzeitig in den sehr schmerzhaften Witwerstand und mein armes kleines Kind in den betrübten Waisenstand gesetzt. Denn weil wir unseren vergnügten Ehestand nicht länger als 5/4 Jahre geführet, so sehe ich mich gleichsam aus einem ruhigen stillen und angenehmen Paradiese wieder in die sorgenvolle Welt versetzet, worin mir der große Gott seine Gnade und Barmherzigkeit wolle widerfahren lassen. Der erblasste Leib ist den 28. Februar christlich und ehrlich zur Erde bestätiget worden, worinne ihr und uns allen der allmächtige Gott eine sanfte Ruhe und am jüngsten Tage eine fröhliche Auferstehung in Jesu Christo verleihen wolle. Amen. Ihr Alter war 24 Jahr 6 Monate 4 Tage. Ihr Leichentext war aus dem 39. Psalm der 10, 11, 12, 13, 14. Vers."

Jenny
 
Nur als kleiner, "unbedeutender" Hinweis am Rande: Auch "überlieferte Familienchroniken" unterliegen zu beachtenden Urheber-Schutzrechten.

@tamarin - eine Bitte:
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Vielen Dank.

Und ein herzliches Danke für Ihre Abschrift aus der Familienchronik.
 
Hallo,
Hinweis zur Kenntnis genommen. Ich passe auf. ;)

Die erwähnte Familienchronik wurde als Teilabschrift 1938 in der "Mansfelder Sippenkunde" ausgiebig zitiert (die ist online bei FamilySearch) und mir liegt eine transkripierte Komplettabschrift vor, die m.E. unveröffentlicht ist.
=> https://wiki.genealogy.net/Mansfelder_Sippenkunde

Etzrodt, Hermann:Die Hauschronik eines Mansfelder Bauerngeschlechts (Florstedt)193849

Das Zitat selbst kam leicht gekürzt in der "Sippenkunde" vor. Damit ist auch die Schutzfrist für Erstveröffentlichungen aus einem Nachlass abgelaufen.

Viele Grüße

Jenny
 
Hochzeit mit einigen Hindernissen...

Caspar Fritzsche, ein Junger Gesell, Caspar Fritzschens, Hüffner? in St. Michäel
Ehel. Sohn wurde mit Jungfer Annen Marien, Herrn Johann Schönm..?
Pachtinhabers des hochadel. Ritterguths Linde (Linda) Ehel. Tochter Domini
Septuages(imae), Sexages(imae), et Quinguages(imae) (8., 15., 22. Feb 1705) und weil die Braut
an den Blattern inmittelst gefährl. krank wurde, auch die Paßione
und hernach die Saat-Zeit darzwischen kam, erst den 26 May also
Dienstags vor Pfingsten, da Vorige Nacht ein so großer Schnee bey unter-
mengten Donnern und Blizen gefallen das man fast mit Schlitten fahren
können, in hiesigen Kirchen öffentlich copuliert...

Brachte mich etwas zum Schmunzeln der letzte Teil des Textes... :)
 
"züchtiges Auftreten" in der Kirche erforderlich.....

Taufe 1687, Berlin-Stadt I, Sankt Marien

spuria Anna Eliesabet, die Hur hatte einen Fuchs-
schwantz auf dem Kopf und wurde verwiesen, heißt Regina
Schmiedtin bekennet nur auf einen soll heißen
Hanß Nilling......

 
ein paar Seiten weiter - auch ein interessanter Eintrag:

Dieser Pastor "erforschte" seine Schäflein schon genau // oder wie sagten schon die "alten Lateiner" in einem Rechtssprichwort

"Mater semper certa ist." (>Die Mutter ist immer sicher,) ---- "Pater semper incertus est." (>Der Vater ist immer ungewiss.) ..... ;)

Denn so einfach die - biologische - Mutterschaft naturgemäß feststeht, so grundsätzlich unsicher ist die Vaterschaft.
 

Drei (Klein-)Kinder aus verschiedenen Familien haben im Sommer 1772 gemeinsam eine "ziemliche Menge" Samen von Bilsenkraut (?) gegessen und zwei sind daran gestorben.
 
Doch nur ein Simulant?

Als in Hergersdorf der „Invalid nahmens Jacob Merlau, von Kirtorf gebürtig, der unserm Landesherrn 37 Jahr gedienet und seinen Angaben nach 78 Jahr alt ist“, am 18. Februar 1779 seine Zwillingskinder taufen ließ – das eine übrigens am 16. und das andere zwölf Stunden später am 17. geboren – konnte sich der Kirchenbuchführer folgende Bemerkung scheinbar nicht verkneifen:

Dieser seinen Angaben nach 78jährige Invalid hat bewiesen, daß er gleichwohl in dem Ehebett noch kein Invalid ist.

 
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